Raki, die türkischen Anis Spirituose
Begleiten Sie uns auf unserer Reise in die Welt des Raki, einem der türkischen Nationalgetränke. Denn Raki gehört zu der Türkei, wie der Grappa zu Italien und der Ouzo zu Griechenland. Was ist dieses Getränk? Wie wird er hergestellt? Was ist das Geheimnis? Und wie trinkt man ihn? Dies und noch mehr stellen wir Euch auf unserer Reise in die Türkei vor.
Raki – um was handelt es sich eigentlich?
Werden Rosinen und Weintrauben zusammen zu einer Spirituose gebrannt, handelt es sich um einen Raki. Die Besonderheit bei dieser Alkoholika ist, das Anissamen hinzugefügt werden, um der klassischen Geschmack zu erzeugen. Ist dies Fall, spricht man von einem sogenannten Anisée. Somit ist der türkische Schnaps ein enger Verwandter des griechischen Ouzo.
Reisen wir nun etwas in der Zeit zurück, um etwas von der Geschichte des Raki kennenzulernen. Das Getränk wurde erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt und soll vom arabischen Wort „araq“ hergeleitet sein. Im damaligen Osmanischen Reich sollen Türken sowohl als auch Griechen diesen Anisschnaps gebrannt haben. Durch die Nähe zum Mittelmeer wurde er dann auch über die Grenzen des Osmanischen Reiches bekannt. Neben Ouzo und Raki ist auch der ähnlich anmutende französische Pastis in der heutigen Zeit sehr bekannt. Alle Spirituosen werden laut althergebrachten Rezepten mit Anis oder Anissamen gebrannt.
Abwandlungen in der heutigen Zeit
Auch der traditionelle Raki geht mit der Zeit. Cocktails mit ihm verfeinert werden gerade in der Türkei immer beliebter. So werden Caipirinhas oder auch Mojitos mit einer feinen Anis Note versetzt.
Wie wird die türkische Nationalspirituose hergestellt?
Alte Rezepte belegen, dass Weintrauben und Rosinen mit Anissamen zu einem Raki gebrannt werden. Beide Früchte werden sehr reif geerntet, in der türkischen Sonne getrocknet und klassisch vergoren. Bei der Gärung werden typischerweise auch Hefen hinzugefügt. Dann wird die Flüssigkeit des erste Mal destilliert. Nach Zugabe des Anis wird er ein weiteres Mal destilliert. Durch den zugesetzten Anis hat er einen leicht lakritzähnlichen Geschmack und einen Alkoholgehalt von 40-50%. In der heutigen Zeit werden auch immer hochwertigere Raki hergestellt. Unter anderem werden die Flüssigkeiten sogar dreimal destilliert und lagern teilweise sogar in alten Eichenfässern.
Welche Sorten sind bekannt?
Yeni Raki gilt als weltweit sehr populärer Raki. Im Weinanbaugebiet in der Region Tekirdag wird der besonders hochwertige Tekirdag Rakisi destilliert. Durch die perfekten klimatischen Bedingungen hier, wird er besonders aromatisch und rund im Geschmack. Als der staatliche Monopol („Tekel“ auf türkisch) für Tabak- und alkoholische Genusswaren aufgehoben wurde, kamen vermehrt neue Marken und Anbieter im Handel auf. Mercan, Efe, Sari Zeybek, Beylerbeyi, Izmir, Altinbas, Kulüp und Burgaz sind weitere bekannte Marken neben Yeni Raki.
Wie wird die Nationalspirituose serviert?
Traditionell wird er vor dem Essen, als Aperitif getrunken. Dabei wird der sehr starke Raki mit Wasser und Eiswürfeln verdünnt. Durch den Anisanteil in der Spirituose tritt beim Mischen mit Wasser und Eiswürfeln der sogenannte Louche-Effekt ein, wodurch er sein typisch trüb-milchiges Aussehen bekommt. Dadurch ist er bei Einheimischen auch als „Aslan Sütü“ als sogenannte Löwenmilch bekannt. Klassisch werden die etwas länglichen Gläser eingefroren. Zuerst wird er dann eingeschenkt, dann mit Wasser aufgefüllt und abschließend werden nach Wunsch die Eiswürfel hinzugegeben. In der türkischen Tradition gilt es als Einsamkeit, wenn er alleine getrunken wird. Der Familienälteste befüllt vor dem Essen traditionell die Gläser, die dann gemeinsam genüsslich konsumiert werden. In der Regel werden dazu die bekannten Mezze gereicht, eine Vielzahl an kalten und warmen Häppchen und Gerichten. Dabei bedient man sich gemeinsam, kommt ins plaudern und verbringt so viele Stunden miteinander. In vielen Familien oder bei großen Festen wird dazu oft auch türkische Volksmusik gespielt. Es geht also wirklich traditionell zu.
Wie kommt es zum Louche-Effekt?
Klassischerweise enthalten Anisspirituosen ätherische Öle. Diese sind in Alkohol lösbar, nicht aber in Wasser. Da in einigen bekannten Alkoholika Anis enthalten ist, tritt dieser Effekt nicht nur bei Raki, sondern auch bei Ouzo, Pastis aus Frankreich, italienischem Sambuca oder Arrak auf. Wird der Spirituose dann noch Wasser hinzugefügt, verfärbt sich die Flüssigkeit milchig. Wenn man die Spirituosen mit Wasser mischt, entsteht eine sogenannte Wasser-in-Öl-Emulsion. Es handelt sich dabei um einen physikalischen Effekt, und nicht wie oft vermutet um eine chemische Reaktion. Werden die Grenzflächen von Raki und Wasser betrachtet, wird dort Licht gestreut, was die optische Täuschung hervorruft. So sind in der milchigen Trübung die der Mensch wahrnimmt, mikroskopisch kleine Öltröpfchen enthalten. Weden Raki, Ouzo oder Pastis über einen sehr langen Zeitraum im Tiefkühlfach gelagert, tritt dieser Effekt ebenfalls auf.
Wie beschreibt man den Geschmack?
Durch den zugegebenen Anis wird dem Raki sein typisches lakritzähnliches Aroma verliehen. Da Raki in der Regel nicht pur getrunken, sondern mit Wasser und Eiswürfeln gemischt wird, kann der Geschmack abgeschwächt werden. Werden hochwertigere Grundzutaten bei der Herstellung verwendet, ist auch das Endprodukt deutlich hochwertiger im Geschmack. Es lassen sich schon deutliche Geschmacksunterschiede je nach Marke erkennen. Auch die Herstellung spielt hierbei eine große Rolle. Traditionell gebrannt ist ein klassischer Raki viel reiner im Geschmack.
Raki oder Rakı?
Das Wort Raki schreibt sich typischerweise ohne Punkt auf dem i. Der Buchstabe ist im türkischen Alphabet verankert, wird sehr kurz gesprochen und als unbetontes e ausgesprochen. Also klingt das ausgesprochen eher „Rake“ und nicht „Raki“.
Raki haut richtig rein – in doppelter Hinsicht
Galt Raki früher in der Türkei als relativ günstige Spirituose, hat sich dies im Laufe der Zeit drastisch geändert. Bis 2003 wurde Raki in der Türkei ausschließlich vom Staat hergestellt. Seit Recep Tayyip Erdoğan als türkischer Präsident im Amt ist, erhöhten sich durch das ausgelaufene Monopol und die Vielzahl an neuer Produzenten und Hersteller, die Preise bis zum Jahr 2018 für eine handelsübliche 0,7 Liter Raki Flasche von fünf auf über 23 Euro.
Kurz zum Abschluss
Raki hat neben einer sehr langen Tradition auch eine Rolle in der türkischen Politik gespielt. Welches anderes Getränk oder Spirituose kann dies von sich behaupten?
Wir hoffen, dass wir Ihnen einen kleinen Einblick in die Welt des türkischen Kultgetränkes geben konnten.
şerefe!